Bestand des Rechtsanwalts Konrad Kittl im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.

Izchak Karpik wurde 1917 im polnischen Ort Sterdyn geboren. Vor dem Krieg führte er ein unbekümmertes Leben, arbeitete in einer Bäckerei in Warschau und hatte ein gesichertes Auskommen. Seine Leidensgeschichte begann mit dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er von den Nationalsozialisten brutal misshandelt und musste schwere Zwangsarbeiten verrichten.

Ende 1939 gelang es Karpik, den nationalsozialistischen Machtbereich zu verlassen. Er flüchtete sich über den Bug in das sowjetisch besetzte Gebiet Polens. Dort wurde er im Frühsommer 1940 von den sowjetischen Behörden in den Ural verschleppt und musste auch dort Zwangsarbeit leisten. In seiner eidesstattlichen Erklärung berichtet Kaplik von den Entbehrungen, dem alltäglichen Hunger und den Krankheiten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wanderte er nach Israel aus. Zeit seines Lebens litt Karpik an den Folgen der Verfolgung und Zwangsarbeit.

Der oben abgebildete Ausweis „Opfer des Faschismus“ ist der Hinterlassenschaft des Münchner Rechtsanwalts Konrad Kittl entnommen. In den 1950er und 1960er Jahren vertrat Kittl rund 1.500 Personen bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche auf Entschädigung für erlittene Gesundheitsschäden. Seine seit 2009 im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung verwahrten Verfahrensakten geben nicht nur Einblick in die Stationen der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik und das Leid, das der jüdischen Bevölkerung Europas zugefügt wurde, sondern auch in die Entschädigungspraxis in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit.

Diesen spannenden Aktenbestand des Rechtsanwalts Konrad Kittl stellt Steffen Müller, Mitarbeiter im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V., am 21. März 2023, 19 Uhr, im NS-Dokumentationszentrum München vor. Weitere Informationen finden Sie hier.

Aus dem Archiv – Ausweis „Opfer des Faschismus“ für Izchak Karpik